FAZ berichtet über Papyrus Westcar

Credit: Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß CC BY-NC-SA 4.0 / Resized / Details & Links s. u.

Unlängst konnte man in der FAZ in einem langen Artikel über den Papyrus Westcar lesen. Dieses über 3500 Jahre Schriftstück gilt vielen Zauberfans als erste Erwähnung eines Zauberkunststückes.

Der Autor des Beitrags ist Peter Rawert, der auch schon häufiger in der „magie“ über Themen aus der Geschichte der Zauberkunst geschrieben hat. Anlass seines Essays, der den Titel „Kopf ab, Zauberer!“ trägt, waren neuere Erkenntnisse zu dem im Ägyptischen Museum in Berlin verwahrten Schriftstück. Ein Beitrag von Steffen Taut, Nuklearchemiker an der TU Dresden und Leiter des dortigen MZvD-Ortszikels, hat diese Erkenntnisse zu Tage gefördert. Veröffentlicht hat Taut sie zu Beginn des Jahres in dem renommierten US-Zaubergeschichts-Journal „Gibecière“.

Rawerts Artikel beginnt mit einem Rückblick auf die jüngere Geschichte: Um 1850 berichtete ein Buch über Vorstellungen von Bartolomeo Bosco in Konstantinopel. Bosco, der europaweit bekannte Zauberkünstler, habe dort vor dem Sultan einer weißen und einer schwarzen Taube die Köpfe abgetrennt und sie ihnen später gegenseitig wieder aufgesetzt – sehr zur Verblüffung des Herrschers, vor dem Bosco damals angeblich zauberte.

Auch wenn sich die Vorführung vor dem Sultan nicht mit letzter Sicherheit belegen lässt – dass Bosco den Effekt gezeigt hat, ist historisch erwiesen. Hier zieht Rawert nun im Anschluss an Taut eine Parallele zu jener Schilderung des Papyrus Westcar, die von der Zauberkunstgeschichte seit inzwischen über 100 Jahren immer wieder aufgegriffen wird. Um 2500 vor Christus soll sich das Folgende zugetragen haben: Pharao Cheops erfährt von einem alten Mann namens D(j)edi, der angeblich abgetrennte Köpfe wieder annähen kann und außerdem ein Geheimnis für den Bau einer Pyramide kennt. Als Djedi zu Cheops gebracht wird und vor seinen Augen einer Gans den Kopf abschneidet, wird der Pharao Zeuge, wie Kopf und Rumpf aufeinander zugehen und sich zusammenfügen. Djedi wiederholt den Effekt daraufhin mit einem anderen Vogel und dann mit einem Ochsen.

Unter Ägyptologen – so kann man lesen – herrscht heute offenbar die Ansicht vor, dass es sich hier nicht um eine Tatsachenschilderung handelt, sondern um einen literarischen Text. Schließlich sei der Papyrus erst über 800 Jahre nach dem vermeintlichen Ereignis geschrieben worden. Historisch interessierte Zauberkünstler sähen in dem „Bericht“ jedoch die erste Schilderung eines Zauberkunststückes.

Steffen Taut ist beiden Positionen in der Gibecière in einiger Tiefe nachgegangen. Er beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit dem Papyrus Westcar. 2005 hielt er den ersten Vortrag über dieses Thema. In der Gibecière untersucht er die Geschichte nun zwar (auch) mit den Augen eines Zauberkünstlers. Und auch er kommt dabei zu dem Schluss, dass der Papyrus wohl keine Tatsachenschilderung ist. Aber die detailreiche Darstellung der Vorstellung vor dem Pharao sieht er als starken Hinweis darauf, dass die Wunder mit der Gans und dem Ochsen auf reale Darbietungen zurückgehen. Für ihn verkörpert die Schilderung eine Kombination aus „Ritual und Theater“, mit der Djedi seine Glaubwürdigkeit gegenüber dem Pharao, dem er als ein Mann mit wichtigen esoterischen Kenntnissen vorgestellt worden war, unterstreichen wollte. Schließlich wollte der Pharao ihm das bereits erwähnte Geheimnis für den Bau einer Pyramide entlocken. Aber das ist nochmal eine andere Geschichte.

Den vollständigen Text finden Sie in der FAZ vom 18.3. in der Online-Beilage „Bilder und Zeiten“ (nur mit Abonnement online zugänglich).

Veröffentlicht unter CC BY-NC-SA 4.0
Credit / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß CC BY-NC-SA 4.0 / Resized
(Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0))
 

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