Kalanag und das magische Polaroid

Vielen Dank an Reinhard Müller für die Fotos.

Der umstrittene Magier Kalanag war wohl einer der ersten Zauberkünstler, der im Geheimen eine Sofortbildkamera in seiner Show verwendet hat – sogar noch vor ihrer offiziellen Markteinführung 1948. Diese Information haben Jonathan Allen und Jan Isenbart in einer spannenden Publikation im Cabinet Magazine veröffentlicht.

„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden“ stellte der britische Science-Fiction-Schriftsteller und Physiker Arthur C. Clarke in den 1960er-Jahren fest. Schon 1948 kam Kalanag offensichtlich zu einer ähnlichen Erkenntnis.
In seiner Illusion „The Devil’s Mail“ (auf Deutsch schlicht „Die Uhr“ genannt) zerschlug Kalanag die wertvolle Taschenuhr eines Zuschauers und gab sie ihm – nach einer Reise in die Vergangenheit – kurze Zeit später unversehrt zurück. Zusätzlich erhielt der Zuschauer einen Umschlag mit einem fertig entwickelten Foto, auf dem er zusammen mit Kalanag und der intakten Uhr zu sehen ist. Eine Sensation, denn weder war ein Fotograf auf der Bühne zu sehen, noch war eine derartig schnelle Entwicklungsmethode bekannt.

Am 11. März 1954 konnte unser Ehrenmitglied Reinhard Müller (Foto oben) den Effekt live miterleben. Mit 19 Jahren wurde er damals von Kalanag als Zuschauer auf die Bühne gebeten.

Allen und Isenbart beschreiben die Entstehung von Edwin Land’s Sofortbildkamera, die oft mit Worten aus dem Umfeld der Zauberkunst beworben wurde, wie z. B. „Magische Kamera“, „fotografische Taschenspielertricks“ oder „technologische Zauberei“. Und natürlich, wie der „Filmexperte“ Kalanag schon vor der Markteinführung von ihr wissen und sie im Nachkriegsdeutschland beschaffen konnte.

Zum Artikel (Englisch)


Zur Person
Kalanag, geboren 1903 als Helmut Schreiber in Backnang, war eine sehr umstrittene Figur in der deutschen Unterhaltungsbranche. Unter anderem als Filmproduzent und Zauberkünstler konnte er sich drei politischen Systemen anpassen - von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis in die junge Bundesrepublik. Von 1936-1945 war er außerdem Präsident des MZvD und von 1927-1945 Schriftleiter unserer Zeitschrift magie.
 

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